Wasserkraft – (k)eine ideale Lösung?

Woher die ganze Energie nehmen, die wir Menschen beanspruchen - sicher und nachhaltig? Dort, wo es Fließgewässer mit deutlichem Gefälle gibt, scheint die Antwort auf der Hand zu liegen: Energiegewinnung aus Wasserkraft. Wasserkraft – eine sichere und nachhaltige Energienutzung!?
Wir leben mitten im Klimawandel. Die Zahl der Sonnenscheinstunden hat deutlich zugenommen; ebenso das Abschmelzen der Gletscher und das Auftreten von Dürrezeiten und Hochwässern. Während wir uns auf die Sonne verlassen können, ist auf eine ausreichende Wasserführung in den Flüssen je länger desto weniger Verlass – vor allem dann, wenn diese (auch) durch Schmelzwasser der Gletscher oder Schneeschmelze gespeist werden. Prognosen hierzu sind schwierig und werden derzeit von der Realität überholt. Wasserkraftanlagen als sichere Bank der Stromerzeugung – das war einmal. Der Nutzen neuer Wasserkraftanlagen ist also unsicher. Angesichts dieser Lage wundert es nicht, dass die Studie des Bayerischen Landesamts für Umwelt zu Wasserkraftpotenzialen in Bayern im Landkreis Garmisch-Partenkirchen kaum weitere Wasserkraftoptionen sieht. Die BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen sieht sich in ihrer Position der Ablehnung neuer Wasserkraftanlagen bestätigt.
Sicher sind hingegen die ökologischen Schäden, die durch Wasserkraftanlagen hervorgerufen werden: Die Lebensgemeinschaften der Fließgewässer brauchen deren Durchgängigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Fischpopulationen, sondern ebenso um die Vielzahl der (oft vergessenen) sogenannten wirbellosen Tiere am Grund des Flusses, z.B. Entwicklungsstadien vieler Insekten. Jedes Querbauwerk, und damit auch jede Wasserkraftanlage, unterbricht diese Durchgängigkeit und führt zu einer Zerstückelung des Gewässers. Der vor der Anlage erforderliche Staubereich und das hinter der Anlage herabstürzende Wasser führen zur Zerstörung des durch fließendes Wasser gekennzeichneten Lebensraums. Von Nachhaltigkeit kann also keine Rede sein!
Energie aus Wasserkraft: weder gesichert noch nachhaltig. Die Schlussfolgerung kann nur sein: Lasst uns nicht in eine Technik investieren, deren langfristiger Schaden garantiert, deren zumal langfristiger Nutzen hingegen zweifelhaft ist. Deshalb wird die BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass an Partnach und Loisach keine neuen Wasserkraftanlagen errichtet werden. Den Bau einer solchen Anlage an der Leutascher Ache halten wir ebenfalls für falsch.
Harald Freese
Trinkwasserentnahme aus dem Loisachtal und die Folgen

Welche Wassermenge kann dem Loisachtal ohne größere ökologische Schäden entnommen werden? Die Kreisgruppe des BUND Naturschutz kämpft seit ihrem Bestehen um eine vernünftige, naturverträgliche Lösung.
Die Stadtwerke München planten ursprünglich bis zu 4 m3 pro Sekunde dem Grundwasser zwischen Oberau und Farchant zu entnehmen und über die Rohrleitung nach München zu führen. Doch schon ein Test 1978 mit einer Entnahmemenge von „nur“ 2,5 m3/s zeigte in kurzer Zeit erhebliche Schäden: Tümpel und kleine Bäche trockneten aus, Fische verendeten, Biotope wurden geschädigt. Während des Pumpversuchs 1978 wurde dem Loisachtal eine Wassermenge entnommen, mit der man den Staffelsee hätte füllen können.
Seit Beginn der Trinkwasserförderung der Landeshauptstadt München haben sich auch im Murnauer Moos zunehmend Schädigungen eingestellt. Am augenfälligsten sind die Geländeabsenkungen im Moos von bis nahezu einem Meter.
Die seit über 40 Jahren durchschnittlich nach München abgeführte Wassermenge aus dem Loisachtal beträgt ca. 800 l/s. Diese Menge erscheint zunächst harmlos, bedeutet jedoch über ein Jahr immerhin 25 Millionen m3. Diese Menge entspricht nahezu exakt dem Wasserinhalt des Eibsees. Dem Loisachtal mit seinen Mooren fehlt also jedes Jahr die Wassermenge des Eibsees. 2015 erhielten die Stadtwerke München vom Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eine neue wasserrechtliche Genehmigung für die Grundwasserableitung von bis zu 1,7 m3/s.
Die wichtige Funktion der Moore als Wasser- und CO₂-Speicher ist mit dieser Entnahmemenge gefährdet, mit erheblichen Auswirkungen auf das Klima. Die BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen lehnt deshalb die derzeitig zu Entnahme genehmigte Wassermenge ab und wird sich weiter für eine naturverträgliche Lösung einsetzen.
Dr. Andreas Keller