Straßenbauorgie im Loisachtal
Die Auseinandersetzungen um Straßenerschließungen im Loisachtal sind fast so alt wie die BN-Kreisgruppe. Das Werdenfelser Land sollte durch eine geplante A 95 an eine geplante Voralpenautobahn von Lindau nach Berchtesgaden angebunden werden. Nach der Aufgabe der Voralpenautobahn ist die A95 geblieben, die immer weiter in Richtung Loisachtal vorangetrieben wurde und als breite Vollautobahn mit ungeheurer Naturzerstörung bis Garmisch-Partenkirchen geplant war. Wir haben mit dazu beigetragen, dass dieses Monster im Bundesverkehrswegeplan 1985 durch die B2 neu, weitestgehend auf der alten Trasse geplant werden sollte.
Seither kämpfen wir um die besseren Lösungen, die die Anwohner entlasten und weniger Platz verbrauchen. Die BN-Kreisgruppe hat bei fast allen geplanten Baumaßnahmen von Ingenieuren geprüfte und durch Gutachten abgesicherte Alternativen vorgestellt. Die prinzipiell von den Straßenplanern, meist dem Straßenbauamt Weilheim, abgelehnt wurden. Die erste Baumaßnahme, den Farchanter Tunnel, hätte man besser abschnittsweise unter der Bahn geführt. Er wäre kürzer gewesen, hätte keine künstliche Entlüftung gebraucht und wäre weniger ausfallgefährdet als der fertige 2,6 km lange Tunnel.
Ein besonderes Drama ist der Kramertunnel. Zunächst war er als Panoramastraße mit einem kurzen Tunnel zum Schutz des Kramerplateauweges geplant. Im Lauf der Diskussionen wurde der Tunnel immer länger. Das Straßenbauamt hat den Tunnel, trotz geänderter Voraussetzungen, nie neu geplant, sondern immer nur angestückelt. Damit durchquerte man im Bogen extrem schwierige geologische Formationen, wie das Bergsturzgebiet am Schmölzer See und Schichten die den Berg großflächig entwässern im südlichen Bereich. Unser durch Sachverständige abgesicherter Vorschlag war, den Tunnelbau tieferliegend und auf der geraden Linie durchzuführen, was den größten Teil der Probleme vermindert hätte. Das Straßenbauamt lehnte alle unsere Vorschläge mit Kostenargumenten ab und wurde von der Initiative „2 Tunnel“ dabei unterstützt. Ein Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof verloren wir leider, da unsere Gutachter nicht so gewürdigt wurden wie es notwendig gewesen wäre. Nach Baubeginn stand die Baustelle nach kurzer Zeit, da sich unsere vorm Gericht nicht gewürdigten Vorhersagen bewahrheiteten. Der Tunnel ist inzwischen etwa viermal so teuer wie vom Straßenbauamt vorhergesagt und immer noch nicht fertig.
Der Auerbergtunnel am Autobahnende ist das einzige Bauvorhaben, das wir grundsätzlich, ohne bessere Vorschläge, abgelehnt haben. Wenn es realisiert ist, wird unser Tal noch mehr mit Verkehr geflutet und die Verkehrssituation wird immer unerträglicher. Zudem war der Auerbergtunnel aus guten Gründen nicht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans enthalten.
Das ist nur ein Ausschnitt aus der Straßenbauorgie im Loisachtal, die unendliche Steuermittel verschlungen hat und weiter verschlingt. Die alte B2 wurde auf keinem Meter genutzt. Wer heute das Loisachtal sieht, erschrickt über die Zerstörung der Landschaft, über immensen Flächenverbrauch, immensen CO2-Ausstoss, auch durch den verbauten Beton, und Anziehen von zusätzlichem Verkehr. Straßenbau alleine hat noch nie die Probleme gelöst, sondern nur verlagert.
Axel Doering